Motivation
Ob
intelligente Bilderkennung in der Krebsdiagnostik, Analysen und Empfehlungen von Fitnesstrackern oder selbstständig agierende Pflegeroboter.
Die Ideen für die Verwendung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen
sind vielfältig.
Von der Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen
verspricht man sich eine große Verbesserung im Gesundheitswesen.
Gleichzeitig hat sich der erwartete Erfolg noch nicht eingestellt. Die
Gründe dafür sind vielfältig, ein häufig genannter Grund ist das fehlende
Verständnis der Endnutzenden der digitalen Gesundheitsanwendungen. Die Erprobung neuer Produkte und
Dienstleistungen unter realen Bedingungen ist jedoch schwierig und im
Gesundheitssektor, insbesondere bei KI-basierten Technologien, aufgrund des
hohen Maßes an Regulierung und Datenschutzanforderungen herausfordernd.
Um dennoch Produkte unter realen Bedingungen testen zu können, braucht
es die Entwicklung notwendiger Translationswerkzeuge und die
Zurverfügungstellung einer Experimentierumgebung für potenzielle Unternehmen.
Ein sogenanntes Reallabor für KI-Anwendungen im Gesundheitswesen. Dieses kann
die datengetriebene Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen bis hin zur
ökonomischen Verwertung als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) beziehungsweise
digitaler Pflegeanwendung (DiPA) und somit bei der Translation innovativer
Ideen unterstützen.
Das Reallabor soll den Charakter einer regulatorischen Sandbox
aufweisen. Sandkästen ermöglichen es Erfinderinnen und Erfindern, ihre Produkte
und Dienstleistungen in einer realen Umgebung zu testen. Die britische
Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) definiert den Begriff
Sandbox als „einen sicheren Raum, in dem Firmen innovative Produkte,
Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Bereitstellungsmechanismen testen
können, ohne sofort alle normalen regulatorischen Konsequenzen zu tragen, die
mit der Ausübung der fraglichen Tätigkeit verbunden sind“. Erstmals im Dezember
2015 im Vereinigten Königreich im Finanztechnologiesektor eingeführt, haben
sich Sandkästen weltweit verbreitet und werden nun in verschiedenen Sektoren
eingesetzt.
Die EU-Kommission hat im April 2021 einen
ersten Verordnungsentwurf zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz vorgestellt
(„Gesetz über Künstliche Intelligenz“). Unter anderem wird den nationalen
zuständigen Behörden in Artikel 53 – Maßnahmen zur Innovationsförderung – die
Möglichkeit eingeräumt, Reallabore einzurichten und die grundlegenden
Bedingungen für die Leitung, Aufsicht und Haftung festzulegen. In den
KI-Reallaboren können innovative KI-Systeme entwickelt, trainiert, getestet und
validiert werden, bevor diese in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen
werden.
Sandkästen bieten Entwicklerinnen und
Entwicklern mehrere Vorteile. Zum Beispiel verringert sich der Zeit- und
Kostenaufwand für die Markteinführung von Produkten, Finanzmittel für Gründerinnen
und Gründer werden besser zugänglich und man erreicht eine höhere
Marktdurchdringung getesteter und eingeführter Produkte. Weiterhin erreicht man
eine Unterstützung der Produktentwicklung gemäß der Medizinprodukteverordnung
(EU) 2017/745 (MDR) und Gründerinnen und Gründer erhalten die Möglichkeit, ihre
Produkte und Dienstleistungen zu testen und zu demonstrieren, indem sie sie in
einer realen Umgebung mit echten Verbraucherinnen und Verbrauchern testen. Eine
Sandbox kann dazu beitragen, dass aus einer KI-Erfindung eine KI-Innovation
wird.